Hunderte kamen zur Gaza-Soli-Demo nach Heidelberg

Hunderte kamen zur Gaza-Soli-Demo nach Heidelberg

Trotz der hochsommerlichen Temperaturen waren am 5. Juli fast tausend Menschen (Polizei 750; Regionalpresse 700) aus dem Südwesten Deutschlands vom Bodensee zum Main und von der Saar zum Kocher unserem Aufruf unter dem Motto „Gaza: Massaker, Aushungern, Vertreibung stoppen!“ nach Heidelberg gefolgt. Wiltrud Rösch-Metzeler (pax christi) eröffnete die Auftaktkundgebung im Park vor der Heidelberger Stadtbiliothek und führte durch das Programm, das mit einem Palästina-Lied des Aschaffenburger Sängers und Liedermachers Reinhard Frankl begann. Danach begrüßten Heike Hänsel (ex-MdB) und Joachim Guilliard (Friedensbündnis HD) für die Friedensvernetzung Südwest Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stimmten sie unter deren Beifall mit den Positionen und Forderungen aus dem Aufruf der Veranstalter auf die weitere Kundgebung und die folgende Demonstration ein. Die beiden konnten das Mikrofon an eine der angekündigten Hauptrederinnen Prof. Dr Helga Baumgarten (ehem. Birzeit Universität, Ramallah) übergeben.

Leider meinen Vertreter in Deutschland, dass sie die Lage in Israel/Palästina besser verstehen“

Sie ging u.a. auf die Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen ein, dessen Zentralausschuss kürzlich in Südafrika tagte. Er verurteilte Israels Kriegsverbrechen in Gaza, die einen Völkermord darstellen könnten. Zum ersten Mal bezeichnete er Israels Vorgehen gegenüber Palästinensern offen als Apartheid und forderte zu Sanktionen auf. Vernichtend kritiserte Baumgarten die prompte Ablehnung aus Deutschland: „Leider meinen Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland, dass sie die Lage in Israel/Palästina besser verstehen als die versammelten Kirchenvertreter in Südafrika.“ Baumgarten rief die Anwesenden auf, nicht nachzulassen, auf das völkerrechtswidrige und völkermörderische Vorgehen der israelischen Regierung und ihrer Armee sowie die politische und militärische Unterstützung durch die Bundesregierung hinzuweisen. Immer wieder zwischendurch und erst recht am Ende erntete sie zustimmenden Applaus.
Den Auftakt im Park am Schwanenteich rundete Frankl mit seinem Lied zur US-Airbase Ramstein ab, die bekanntlich als Relais-Station zum Drohnenkrieg – im aktuellen Jargon der deutschen Regierung zur „Drecksarbeit“ – im Nahen und Mittleren Osten fungiert.

Rote Linie durch die Altstadt ins Stocken geraten

In Erinnerung daran, dass alle roten Linien in Palästina längst übertreten sind, waren die TeilnehmerInnen aus allen Altersgruppen mehrheitlich rot gekleidet. Sie zogen nach der Auftaktkundgebung durch die langgezogene Altstadt zum Universitätsplatz. Leider wurde der Zug in der am Samstagnachmittag sehr belebten Heidelberger Hauptstraße mehrmals von den Ordnungskräften aufgehalten. Anlass waren aus deren Sicht unzulässige Parolen, was sich allerdings nicht endgültig feststellen ließ. Eine dabei angeblich gefallene Beleidigung eines Polizisten führte dann zur unsanften Personalienfeststellung eines(!) Teilnehmers durch einen behelmten polizeilichen Interventions-Trupp.
Am Al-Issawiyeh Camp auf dem Universtitätsplatz fand die geplante Zwischenkundgebung statt, wo Vertreterinnen von „Students for Palestine“ aber auch ein Vertreter der Linksjugend SOLID und der junge palästinensische Arzt Alhassan Elmasri in aufrüttelnden, deutlichen Worten die deutsche Unterstützung für den mutmaßlichen Völkermord anprangerten.
Der Zeitplan war erheblich ins Stocken geraten, wofür sich die Einsatzleitung der Polizei auch hinterher beim Veranstaltungsleiter entschuldigte.

Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein

Aber auch aufgrund der gestiegenen Hitze und sichtbarer Erschöpfung unter den Teilnehmenden entschlossen sich die Veranstalter, die Abschlusskundgebung am Karlsplatz abzusagen und den zweiten geplanten Hauptredner Tsafrir Cohen  auch hier am Universitätsplatz auftreten zu lassen. Der in Israel geborene Geschäftsführer der Hilfsorganisation medico international führte sehr anschaulich und bewegend das Motto einer medico-Plakataktion aus, das da lautet: „Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein“. Er schilderte (Redebeitrag hier) dabei die weitgehende Zerstörung der Kliniken und Gesundheitsstationen, die dazu führte, dass medizinische Behandlungen in vielen Fällen nicht mehr möglich sind.
Mit großem Dank an alle Unterstützer, Rednerinnen und Redner sowie an die Hunderten von Teilnehmenden beschloss Wiltrud Rösch-Metzeler fast noch im geplanten Zeitrahmen die Veranstaltung und gab das Mikrofon ein letztes Mal frei an den Sänger, der die ZuhörerInnen nicht gehen lassen wollte ohne den Hinweis in Liedform, dass Widerstand und Solidarität – wie wieder einmal erlebt – zwar ausgebremst, aber nicht verhindert werden können .

s. Bildergalerie auf https://www.friedensbuendnis-heidelberg.de/

RF

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